Steile These: Standard-Zooms werden überbewertet!
Wie komme ich zu dieser gewagten Aussage? In Foto-Foren wird oft die Frage gestellt, ob sich denn ein Standard-Zoom in der Anschaffung lohnt. Und tatsächlich benutzen viele Reportage-Profis folgendes Kamerasetup: eine Vollformatkamera mit 16-35 mm, eine zweite Kamera mit 70-200 mm und eine 50 mm Festbrennweite in der Tasche. Früher war eine solche Entscheidung eher eine Gefühlssache, heute kann man aber dank Exif-Daten die Statistik sprechen lassen.
Genau das habe ich in Lightroom getan und bin zu recht interessanten Ergebnissen gekommen. Allerdings gilt: je nach dem, was man gerne fotografiert, kann das Nutzungsprofil natürlich ganz anders aussehen! Die folgenden Aussagen daher bitte nicht als allgemein gültig ansehen!
Ich nutzte üblicherweise die folgende Hardware: Nikon D300S (DX-Format) ein 10-24 mm ein 16-85 mm und ein 55-200 mm, wenn ich Tele & Lichtstärke brauche, das 70-200 mm 2.8.
In Lightroom habe ich nun nach verwendetem Objektiv gefiltert und die Werte in eine Excel-Liste übertragen. Dabei kommt folgendes Nutzungsprofil für das 16-85 mm heraus:
Wie man sieht, hätte ich rund 1/3 der Fotos auch mit dem 10-24 mm (dunkelblau) machen können. Ein weiteres Drittel wäre auch mit einem Telezoom von 70-XXX möglich gewesen (lila), bei einem 50-XXX Zoom sogar fast die Hälfte (lila & grün). Das bedeutet, 62-80 % der Fotos, die ich mit dem 16-85 mm gemacht habe, hätte ich auch mit den anderen Objektiven machen können! Eventueller nachträglicher Beschnitt per Bildbearbeitung ist hier natürlich noch nicht berücksichtigt. Eine 35 mm Festbrennweite erschließt weitere 9% der Bilder. Das setzt natürlich voraus, dass man immer Superweitwinkel- und Teleobjektiv dabei hat, das ist bei mir aber in 98% der Fall.
Ein mögliches Setup könnte z.B. so aussehen:
- 10-24 mm Zoom
- 35 mm Festbrennweite
- 55-200 mm
oder:
- 10-24 mm Zoom
- 35 mm Festbrennweite
- 50 mm Festbrennweite
- 70-200 mm Zoom
Die Vorteile sind recht offensichtlich: kleiner, leichter, mehr Lichtstärke, bessere Bildqualität. Und selbst ein Nikon 35 1.8 und ein 50 mm 1.4 kosten zusammen nur minimal mehr als das 16-85 mm…
Ein recht überraschendes Ergebnis, wie ich finde. Das es so deutlich ausfallen würde, war mir nicht bewusst. Gerade wenn man sich neue Objektive zulegen möchte, kann eine solche Auswertung wirklich interessant sein. Dazu braucht es nur ein Programm, dass Exif-Daten auslesen kann, davon gibt es jede Menge, z.B. XNView, Irfanview usw. Vorteilhaft wäre natürlich, wenn die Daten gleich in eine CSV-Datei exportiert werden können.